Lässt sich Spirituelle Intelligenz lernen?
Lange Zeit wurde der Gedanke, dass man Spirituelle Intelligenz lernen kann, mit einem klaren Nein beantwortet. Jedenfalls konnte man sich das nicht in dem Sinne vorstellen, in dem wir gewöhnlich das Thema Lernen verstehen. Menschen mit einer offenbar vorhandenen Spirituellen Intelligenz galten als Naturtalente. Wie sie dahin gekommen waren – keine Ahnung. Heute wird die Frage anders beantwortet. Spirituelle Intelligenz lässt sich lernen! Denn hinter ihr verbergen sich eine ganze Reihe von Fähigkeiten, die wir konkret beschreiben und auch „trainieren“ können.
Spirituelle Intelligenz lernen – dieser Gedanke setzt mehrere Annahmen oder auch Bedingungen voraus.
- Wenn ich behaupte, dass ich etwas lernen kann, dann muss es zumindest möglich sein, einen Zustand vorher und Nachher zu beschreiben und zu bestimmen. Es erfordert also die Notwendigkeit, dass ich einen Lernfortschritt genau beschreiben und ggfs. auch messen kann.
- Die beschriebenen Lernfortschritte müssen sich generalisieren lassen und in vielen Settings gelten.
- Wie bei jeder Intelligenz muss ich davon ausgehen können, dass der Ausgangspunkt Fähigkeiten umfasst, die in ihrer Grundveranlagung in uns angelegt sind. Zwar muss ich sie verstetigen, einüben, anwenden. Doch sie sind von der Anlage her weit mehr als nur erlerntes Wissen.
- In konkreten Falle der Spirituellen Intelligenz muss der Begriff so umfassend beschrieben sein, dass auch innere Qualitäten aus dem emotionalen und spirituellen Bereich darin Platz haben.
Die Grundlage für alles
Jede und jeder von uns verfügt von Geburt an über etwas, was oft Intuition genannt wird. Im Kleinkind äußert es sich als die grundlegende Überlebensfunktion. Nur so kann es ausdrücken, was gebraucht wird. Sie bedient sich der Sprache unserer Körperempfindungen.
Je älter wir werden, um so mehr kommen weitere Fähigkeiten hinzu, die ihren Beitrag leisten sich in Sicherheit und Wachstum in der Welt zu bewegen. Hierzu gehören natürlich auch unsere kognitiven und emotionalen Fähigkeiten, die es sogar erlauben selbstreflexiv auf das eigene Leben zu schauen. Was zu beobachten ist, je stärker wir auf dem kognitiven Feld werden, um so leichter passiert es, dass die Basisfähigkeit der bewussten Körperwahrnehmung in den Hintergrund gedrängt wird.
Das Besondere von uns Menschen in diesem Zusammenhang ist die Fähigkeit, sich bewusst in einem viel größeren Kontext eingebunden zu erleben, als Teil eines schöpferischen Impulses. Es ist das Erkennen, dass wir als Menschen weit mehr sind als die Summe unserer emotionalen, kognitiven und körperlichen Fähigkeiten. Es mag sich Ausdruck verleihen in einem Gefühl des Staunens oder der Ehrfurcht, die uns gelegentlich in besonderen Lebenssituationen überkommt. Oder auch in einer Inspiration, die scheinbar wie ein „Geistesblitz“ vom Himmel fällt und in der Lage ist, uns den Weg in die Zukunft zu weisen.
Spirituelle Intelligenz lernen – wie kommt es dazu?
Spirituelle Intelligenz lernen geschieht dort, wo wir uns auf den Weg machen, diese unterschiedlichen Fähigkeiten miteinander zu verknüpfen und zu schulen.
Dieses wird manchmal hervorgerufen von einem Gefühl des Mangels „da fehlt mir was“. Manchmal auch durch die Inspiration durch eine andere Person, welche nachdrücklich Eindruck in uns hinterlässt. Und manchmal durch die mehr oder weniger bewusste Entscheidung, dass es Zeit ist auf dem persönlichen Weg der Entwicklung den nächsten Schritt zu gehen.
Wo liegen die größten Hürden?
Aus meiner Erfahrung liegen die größten Hürden darin, dass wir in uns selber nicht gleichermaßen guten Zugang haben zu allen 4 Intelligenzen, welche wir für den Aufbau brauchen. Bei den einen Menschen mangelt es an dem Zugang zu ihrem Körperwissen, das ihnen im rechten Moment Einsichten gibt, um Impulse wahrnehmen zu können. Bei wieder anderen gibt es eine Überbetonung der kognitiven Intelligenz, so dass alles immer durch diesen Filter geschickt wird und andere Wahrnehmungen demgegenüber keine Chance haben. Manche Menschen hängen so in den Geschichten der Vergangenheit fest, dass kein Raum in ihnen ist für Wachstum und Entwicklung. Oder sie sind so mit ihren Gedanken in der Zukunft, dass sie nicht in der Gegenwart ankommen können.
Erste Schritte um Spirituelle Intelligenz zu entdecken
Aus den bisherigen Ausführungen dürfte deutlich geworden sein, dass Spirituelle Intelligenz lernen weit mehr ist als nur ein kognitives Erlernen von Wissen. Es geht um ein ganzheitliches Wachsen in unterschiedlichen Fähigkeiten.
Ein allererster Beginn liegt für viele Menschen darin einzuüben, wirklich im Moment des Jetzt anzukommen. Achtsamkeits- und Atemübungen praktizieren, um wirklich präsent zu werden. Eintauchen in einen inneren Raum, in dem ich ganz in mir bin, mich spüre und mich öffne für das, was im Moment in mir auftaucht.
Ein weiter Schritt ist dann das Wahrnehmen, was in mir geschieht. Was taucht auf, wenn ich so ganz bei mir bin? Bei manchen Menschen läuft der Kopf Amok, will unbedingt was zu tun bekommen. Bei anderen stellen sich vielleicht beklemmende Gefühle oder Gedanken ein. Die Kunst auf dem Weg zur Spirituellen Intelligenz heißt hier: nur wahrnehmen, nicht bewerten. Nicht abdriften. Bei der Beobachtung bleiben.
Ein dritter Schritt bringt uns in die Fähigkeit, uns mit unserer Herzenskraft zu verbinden und über Meditation oder Visualisierungen in einem weiten, offenen Herzen zu ruhen. Was entsteht ist ein Gefühl eines inneren Friedens. Es ist, als ob all die Unruhe in uns schweigt und wir eintauchen in einen klaren, ruhigen See.
Alle drei Schritte setzen die Bühne, um Zugang zu finden zur Kraft der Spirituellen Intelligenz. Alle drei tragen einen wesentlichen Faktor bei, um am Ende mit Weisheit, Weitsicht und Mitgefühl Entscheidungen zu treffen.
Das scheint so einfach, und ist zugleich anspruchsvoll, denn Spirituelle Intelligenz bewährt sich im Alltag, dann, wenn die Zeiten turbulent sind. Aber genau da macht sie den entscheidenden Unterschied.