Kennst Du Deine Werte?

Die eigenen Werte kennen und an ihnen unser Handeln ausrichten. Darum geht es in dieser Grundkompetenz. Werte sind die wesentliche Grundlage für unser Handeln, sozusagen der Boden, aus dem alles erwächst. Werte umfassen das, was uns viel wert ist. Nichts anderes steckt ja hinter diesem Begriff: etwas wert sein, wert-voll. Sie motivieren uns, sie prägen unser Denken und Handeln.

Wie wichtig etwas ist, merken wir zumeist daran, wie viel Gedanken, Zeit oder auch Geld wir in etwas bereit sind zu investieren.
Vermutlich kennst Du einige Deiner Werte, weißt, was Dir etwas wert ist. Und das ist gut so. Denn das Wissen um unsere eigenen Werte bietet uns Orientierung im Leben. Sie stärken uns in unseren Entscheidungen, sie weisen die Richtung für die nächsten Wege.

Woher stammen Deine Werte? – und lebst Du diese?

Wenn du deine Werte kennst, kannst du auch sagen, woher sie stammen? Weißt du, wodurch diese Werte entstanden sind? Hast du sie quasi „geerbt“, oder sind die Werte eine bewusste Entscheidung von dir? Lebst du deine Werte, oder sind sie eher intendierte Werte, etwas, was du dir wünschst?

Die eigenen Werte kennen und sie als Leitlinie für das Handeln nutzen ist ein wichtiger Baustein im Rahmen der Spirituellen Intelligenz. Denn entsprechend der eigenen Werte zu leben hat viel mit Authentizität zu tun. Nur wenn ich überzeugt bin, dass mir etwas wert ist, werde ich authentisch auf andere Menschen wirken. Darum ist der erste Schritt in diesem Zusammenhang, sich die eigenen Werte anzuschauen, zu benennen, zu sortieren und zu priorisieren.

Werte und Wertehierarchie

Manchmal stoße ich auf Widerstand bei Menschen, wenn ich das Wort Wertehierarchie oder eben Werte priorisieren einbringe. „Das ist mir alles gleich wichtig“, höre ich dann als Antwort. So beachtenswert es sein mag, alles für gleich wichtig zu halten: es gibt Lebenssituationen, da muss ich mich für oder gegen das eine oder andere entscheiden. In der Regel kann ich nicht alles gleichzeitig haben.

Lass mich das, worum es geht, an einem kleinen Beispiel deutlich machen.

Nehmen wir mal an, eine Person hat für sich selber diese Präferenzen gewählt: Gesundheit – Familie – Freude – inspirierende Arbeit – finanzielle Absicherung. Und dieses ist auch ihre Präferenz der Ordnung. Nun kann es sein, dass ein Mitglied der Familie plötzlich schwer erkrankt. Diese Person aber muss auf eine mehrtätige Dienstreise gehen. Was tun? Wenn Gesundheit und Familie so wichtig sind (oberste Priorität haben), wird sie fragen, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, die Dienstreise zu verschieben. Der innere Dialog, das eigene Nachdenken würde sich ganz anders gestalten, wenn die Arbeit die oberste Priorität hätte und Familie anderen Dingen nachgeordnet wäre.

Meistens gelingt es uns gut, unsere verschiedenen Werte in einer guten Balance zu halten. In spannungsvolleren Situationen aber müssen wir uns oft genug für oder gegen etwas entscheiden.

Darum hilft es bei der Erstellung einer Werte-Hierarchie sich mit solchen Entweder-oder-Szenarien zu beschäftigen. In der Regel wird bei diesen Entweder-oder-Entscheidungen recht schnell klar, was absolute Priorität hat und an welchen Stellen wir eher Kompromisse machen würden. Bleibt am Ende nur die Frage, ob wir das auch wirklich durchhalten, wenn es seinen Preis hat, das zu leben. Aber auch jeder intendierte Wert kann ein gelebter Wert werden.

Werte und Spirituelle Intelligenz

Im Kontext mit Spiritueller Intelligenz spielen Werte eine bedeutsame Rolle. Denn einerseits sollen unsere eigenen Werte ja ein Handeln unterstützen, das von Weisheit, Weitsicht und Mitgefühl geprägt ist. Und in alledem wollen wir authentisch erscheinen. Andererseits geht es immer auch um das große Feld der Gemeinschaft, um ein Miteinander, das mit unseren Werten ebenso unterstützt werden muss. Wenn unsere eigenen Werte einem Miteinander im Wege stünden, würden sie nicht aus der Spirituellen Intelligenz heraus kommen. Denn Spirituelle Intelligenz richtet keine Grenzen auf, sie ist auf Beziehung ausgelegt.

In der 7. Kompetenz im Modell SQ21 wird uns noch einmal das Thema der Werte begegnen, dann aber nicht mit dem Fokus auf unsere eigenen, sondern die anderer Menschen. Denn natürlich haben auch diese ihre Werte. Was, wenn deren Werte und Präferenzen unseren eigenen widersprechen? Was, wenn sie anderes hoch halten, und es uns zum Stein des Anstoßes wird? Genau das fordert uns heraus und wird sichtbar machen, wie gut es uns gelingt, spirituell intelligent zu handeln.

Werte verändern sich, sie sind nicht statisch.

Das Feld der Werte – es ist ein riesiges Feld, zu dem es viel zu sagen gäbe. Deutlich wird immer wieder, dass Werte nicht unbedingt konstante Größen in uns sind. Wir ändern sie – und zwar zumeist in Abhängigkeit von den Lebenssituationen, in denen wir sind.

Diese Erkenntnis war u.a. die viele überraschende These in dem Werteentwicklungsmodell, das von Clare Graves schon vor fast 50 Jahren vorgestellt wurde. Die Theorie von Spiral Dynamics ist so aufregend, weil es genau darum geht: Werte verändern sich in den Menschen, sie sind nie statisch. Sie entstehen im Kontext von Lebenssituationen und sind darum immer Antworten auf die Frage: „wie kann ich am besten in dieser Situation mein Leben meistern?“

Hier findest Du eine erste kurze Einführung, was sich hinter dem Begriff Spiral Dynamics integral verbirgt.

Mehr zu dieser großen Entwicklungstheorie von Spiral Dynamics findest du hier.

Lebenssituationen beeinflussen die Wertentwicklung und -veränderung

Wie sehr Werte durch die Lebenssituationen geprägt werden, können wir in den letzten Jahren sehr deutlich an dem Begriff Nachhaltigkeit verfolgen.

Noch vor 30 Jahre kam dieser Begriff in unserem Vokabular kaum vor. Geschweige denn wurde er für wichtig erachtet in der Wirtschaft. Jetzt ist es ein Wert, der für viele eine wesentliche Bedeutung gewonnen hat und bei dem immer mehr Menschen überlegen, was das zu leben für Auswirkungen auf ihr Handeln hat. Junge Menschen suchen sich mehr und mehr Arbeitsplätze aus, in denen Nachhaltigkeit eine Rolle spielt. Wir alle haben gemerkt, dass wir diese brauchen für ein gelingendes Miteinander in die Zukunft hinein.

Komme dem Thema deiner Werte auf die Spur

Wenn Du Deine Werte besser kennen lernen willst, hier ein paar Impulse dazu:

  • Schreibe zunächst all das auf, das du wertschätzst. Das können Situationen sein, das können aber auch Qualitäten sein, die du besonders schätzt (an dir selber oder anderen Menschen).
    Natürlich kannst du hierzu z.B. auch auf schon bestehende Wertesammlungen zurückgreifen.
  • Streiche möglichst in einem nächsten Schritt all das aus der Sammlung heraus, von dem du denkst: das habe ich einfach nur übernommen und hat für mich doch nicht wirklich eine Bedeutung.
  • Versuche die Wortsammlung, die so entstanden ist, noch mehr zu verdichten, so dass am Ende 7 Begriffe stehen, von denen du sagst: das ist mir wirklich was wert. (Gutes Entscheidungskriterium: wofür nimmst du dir Zeit/ wofür investierst du Geld?)
    Stell dir nun vor, du willst einer Freundin oder einem Bekannten deine Werte erklären. Wie gut gelingt dir das? Wie viel weißt du dazu zu sagen? Welche Beispiele aus dem Alltag fallen dir ein um deutlich zu machen, dass das wirklich dein Handeln leitet?
  • Welche der nun übrig gebliebenen Begriffe sind die 3 wichtigsten für dich? Worauf möchtest du auf keinen Fall verzichten?