Unsere Gedanken formen Realität

Wir leben in einer Zeit ungewohnter Polarisierungen. Immer wieder und heftiger streiten und kämpfen Menschen mit und gegeneinander. Immer häufiger werden eigene Positionen populistisch als die einzig mögliche Denkweise dargestellt, nicht selten mit zT. erfundenen „Beweisen“ untermauert. „Wir sind besser als die da“, „nur unsere Sichtweise stimmt“, „die anderen sind Lügner“, so nur einige der Stimmen. Und für die, die solches denken und sagen, ist genau das am Ende gefühlte Realität. Ihre Gedanken formen ihre „Realität“ der Wahrnehmung. Das ist ihre Lebenswirklichkeit. Und nichts und niemand kann sie dort erreichen. Wie kann das kommen, mögen wir fragen?

Werte als unterschwellige Motivation für diese Gedanken

Die Heftigkeit, mit der hier Meinungen aufeinanderprallen, lassen ahnen, dass wir es unterschwellig mit Wertekonfliktenzu tun haben. Also mit z.T. unbewussten Gedanken und Prägungen, die jedoch unglaublichen Einfluss haben auf Denken und Handeln. Sie haben die Tendenz dieser zerstörerischen Wirkung, in jedem Falle aber gestalten sie gelebte Wirklichkeit.

Was ist uns wichtig?

Welche Werte wollen wir vertreten sehen?

Was macht Leben für uns wertvoll?

Wer teilt meine Werte?

Hieran entzündet sich Identität, hieraus entstehen Lebensformen, hier geht es um grundlegende Ansichten zum Leben an sich.

Warum ich hier im Blog dieses Thema aufnehme? Letztlich geht es eben auch um spirituelle Fragestellungen, die hier berührt werden.

Ein Blick auf Leben mit dem Blick des Göttlichen

Wenn wir aus der Perspektive des göttlichen Geistes auf Leben schauen, finden wir ganz klare Werte vor. Gedanken, die dazu gehören, sind: Leben ist wertvoll, eine unglaubliche Vielfalt an Formen und Farben, bedingungslose Liebe, großartige Kreativität, mit Weisheit erfüllt, ein einzigartiger Ausdruck.

Wenn wir uns klar machen, dass es aus dieser Perspektive niemals mehr oder weniger wertvolles Leben geben kann, dass Abwertung anderer Menschen wahrhaft ungöttlich ist, was bedeutet das für meine Haltung, mit der ich mir selber und anderen begegne?

Grundsätzlich dürfte dieser Gedanken vielen von uns vertraut sein. Aber was heißt das, wenn wir es durchbuchstabieren? Welche Auswirkungen hat das für das Handeln im Alltag? In letzter Konsequenz heißt es, auch mit Respekt Menschen zu begegnen, welche nichts von alledem verkörpern. Menschen, bei denen man den Eindruck hat, dass sie vollkommen vergessen haben, dass göttliche Kraft sie lebendig hält. Wir müssen das nicht gut finden, was sie sagen oder tun. Wir können es sogar als falsch bezeichnen. Doch Respekt ist dennoch angebracht.

Welche Wirkung hat es, wenn wir uns auf Negativschlagzeilen fokussieren?

Eine weitere spirituelle Frage liegt nicht so offensichtlich auf der Hand. Ich bin kürzlich darüber gestolpert, als ich einen Post in den Social Media las. Dort wurde Bezug genommen auf so ganz viele Dinge, die von Hass und Krieg und Macht erzählen, welche die Tagesnachrichten der Medien bestimmen.

Im spirituellen Kontext gibt es ein Prinzip: Unsere Gedanken formen Realität.

Wir selber kennen solches in vielerlei Weise aus dem Leben. Wenn wir verliebt sind, sieht die Welt ganz anders aus, als wenn wir uns maßlos ärgern. Wenn Sorgen und Krankheit unser Leben bestimmen, fühlt es sich so ganz anders an, als wenn Leichtigkeit und Freude den Alltag ausmachen. Und dann hören und lesen wir eben auch Dinge anders, agieren anders, handeln anders.

Na klar, denkst du vielleicht. So ist es. Was aber, wenn es gar nicht so ist, dass wir nicht nur quasi mit einer anderen Brille jeweils auf die Welt schauen, sondern dass wir mit unseren Gedanken die Themen auch anziehen? Dass das Gute uns findet, wenn wir innerlich entspannt und ruhig sind, und die vielen sorgevollen und schwierigen Erfahrungen sich mehren, wenn wir innerlich sorgevoll, ängstlich oder auch wütend sind? Es sich so verhält, dass die Welt im Außen im Grunde nur der Spiegel unserer inneren Welt ist?

Das Außen spiegelt unsere Innenwelt wieder. Oder auch: ich ernte, was ich säe.

Wenn ich das konsequent weiterdenke, wird deutlich, welche Macht unseren Gedanken zukommen, ganz allgemein, aber auch im Kontext politischer Auseinandersetzungen. Jeder Post, jede Verbalattacke auf den politischen Gegner, der den anderen verunglimpft, jeder wütende Protest stärkt im Grunde nur die Negativspirale und die zerstörerische Energie, die sowieso schon im Raum ist.

Um wirklich einen Unterschied zu machen, sollten wir uns sehr klar werden: Bin ich gegen etwas – oder für etwas? Ob gegen oder für ist keine triviale Frage. Aus der Psychologie wissen wir, dass unser Körper Negativaussagen nicht wahrnehmen kann. Für ihn macht es keinen Unterschied, ob ich sage: „Denke nicht an einen rosa Elefanten“, oder „denke an einen rosa Elefanten“. Beide Male denke ich an einen rosa Elefanten.

Sich der eigenen Gedanken bewusst sein

Um also mit unseren Gedanken Welt zu gestalten ist es nötig, sich der eigenen Gedanken und ihrer Macht und Wirkung sehr bewusst zu werden. Je nachdem, wie wir sie formulieren, verändert sich unsere Wahrnehmung, fühlen wir uns innerlich kraftvoller oder schwächer, erleben wir mehr oder weniger Resonanz, bewirken wir mehr oder weniger durch unser Tun.

Der Schriftsteller Charles Reade hat dieses Prinzip einmal so formuliert:

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte.

Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.

Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten

Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.

Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal!

Unsere größte Kraft liegt dort, wo wir aus der inneren Ruhe und in Resonanz mit dem Göttlichen beginnen, unsere Gedanken zu formulieren und von da aus zu handeln.

Wenn wir also wirksam in unserem Umfeld Dinge zum Besseren verändern wollen, so beginnt alles damit, dass wir die Beziehung zu dem göttlichen Teil in uns stärken. Zunächst heißt es also, unsere Gedanken wirklich als solche bewusst wahrzunehmen. Sie nicht einfach als selbstverständlich hinzunehmen. Und in einem zweiten Schritt sie einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Passen sie zu dem Kerngedanken des Göttlichen, der Leben bejahend ist? Ein dritter Schritt ist ggfs. in sich zu beginnen, sich selber andere Gedanken zu erlauben. Gedanken, die ins Weite führen. Gedanken, die sich dafür öffnen, dass alles mit allem verbunden ist.  So entstehen Gedanken, die den Unterschied machen. Und sie bewirken etwas, in uns, in anderen.

Eine Geschichte zum Abschluss: 

Was du denkst, erwartet dich.

Zu einem weisen Mann kam ein Fremder, um sich in dessen Stadt niederzulassen. Er fragte ihn: „Was für Leute wohnen hier?“. Der Weise aber wollte zunächst wissen: „Was für Leute wohnen in deiner Heimatstadt?“ „Ach, unfreundliche und egoistische Menschen!“ „So“, entgegnete der Weise, „die gleiche üble Sorte wohnt hier!“

Bald kam ein anderer zu ihm mit derselben Frage. Auch diesem stellte er zuerst die Gegenfrage: „Was für Menschen wohnen in der Stadt, in der du bisher wohntest?“ Der Fremde sagte: „Ich ziehe nur ungern nach hier; denn dort wohnen sehr liebenswürdige Menschen!“. Da beruhigte ihn der Weise: „Solche prächtigen Menschen warten auch hier auf dich!“.

Vor vielen Jahren fand ich diese Geschichte. Ursprünglich erschienen ist sie – nach meinen Quellenangaben – in: H.Th. Hamblin, In dir ist die Kraft. Erschienen im Bauer-Verlag 1971